Mit ETCs, ETNs und Co. passiv investieren

Erschienen am: 24.04.2020

Sie gelten als einfach, transparent und flexibel: Exchange Traded Funds – kurz ETFs – feierten am 11. April ihren 20. Geburtstag. Mit gerade einmal zwei Produkten hat die Deutsche Börse den ETF-Handel im Jahr 2000 nach Europa gebracht. Seitdem ist der Handelsplatz Xetra führend in einem stark wachsenden Markt. In unserer Serie blicken wir aus verschiedenen Perspektiven auf die Entwicklung von ETFs – und beleuchten Trends, Innovationen und strukturelle Veränderungen an den Märkten.

Gold

Zu den sehr gefragten ETFs, die es seit 2000 auch in Deutschland gibt, sind seit einigen Jahren weitere Anlageklassen mit drei Buchstaben dazu gekommen, die ganz ähnliche Eigenschaften, aber auch einige feine Unterschiede vorweisen. Eine Einordnung.

ETFs, kurz für Exchange Traded Funds, bedeutet wörtlich übersetzt börsengehandelte Fonds. Der Name ist etwas irreführend, denn als ETFs werden auf allen europäischen Märkten und auch in den USA passive Fonds bezeichnet, die einen Index abbilden und zudem zwei Kriterien erfüllen müssen:

  • Die Anbieter der ETFs veröffentlichen täglich die Zusammensetzung des Portfolios. Damit erhalten Anleger fortlaufend einen Überblick über die einzelnen Aktien im Fonds.
  • ETFs besitzen einen so genannten Creation/Redemption-Mechanismus, der es professionellen Marktteilnehmern erlaubt, jederzeit der Indexzusammensetzung entsprechende Aktienkörbe gegen ETFs (und umgekehrt) mit der Fondsgesellschaft zu tauschen. Für diese Anteile stellen sie ständig Preise, zu denen Anleger kaufen oder verkaufen können.

Aus Anlegersicht ebenfalls ein sehr wichtiges Merkmal der ETFs ist ihr rechtlicher Status. Sie sind Fonds nach EU-Recht. Das verwaltete Vermögen wird als Sondervermögen von einer Depotbank gehalten, deshalb sind Emittenten vor möglichen Insolvenzen geschützt. Dieser Status lässt sich auch am „UCITs“-Bestandteil des Namens erkennen. UCITS steht für Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities, die internationale Bezeichnung für von der BAFIN regulierte Publikumsfonds.

Im April 2020 sind etwa 1.500 ETFs auf Xetra gelistet, dem größten Marktplatz Europas für diese Anlageform.

Inzwischen sind mit ETCs und ETNs zwei weitere Asset-Klassen mit drei Buchstaben nachgekommen, die ETFs stark ähneln, Dabei werden die Begriffe im Kapitalmarkt unterschiedlich verwandt. Die an der Frankfurter Börse auf Xetra und dem Parkett gehandelten Wertpapiere lassen sich so abgrenzen:

  • ETC steht für Exchange Traded Commodity ­– auf Deutsch börsengehandelter Rohstoff ­–  ein Begriff, der sich im Markt für Wertpapiere etabliert hat, die die Preisentwicklung von Rohstoffen abbilden.

Rechtlich handelt es sich bei ETCs nicht um Sondervermögen, sondern um Schuldverschreibungen wie ein Zertifikat. Dieses Merkmal ist u.a. im Fonds-Recht begründet, das für Publikumsfonds eine Mindestanzahl an verschiedenen Anlageformen vorschreibt. Ein ETF, der nur in Silber investiert, wie das in der Schweiz möglich ist, geht nach EU-Recht nicht.

Aus Anlegersicht ist dieses Konstrukt nachteilig, weil es ein Emittentenrisiko birgt. Das investierte Kapital wird bei Ausfall des Emittenten zur Insolvenzmasse gerechnet.

Deswegen sind die meisten ETCs besichert: Durch physische Hinterlegung von Rohstoffen oder treuhänderische Hinterlegung von Sicherheiten. Die Art der Besicherung können Anleger dem Datenblatt eines ETCs auf der Internetseite www.boerse-frankfurt.de entnehmen.

Auch Xetra-Gold, das meistgehandelte Rohstoffprodukt, ist rechtlich ein Zertifikat. Allerdings hinterlegt der Anbieter physisches Gold für die gekauften Anteile, betreibt kein weiteres Geschäft und besteht aus einem Bankenkonsortium. Mehr dazu auf www.xetra-gold.de

Etwa 150 ETCs gibt es zurzeit an der Frankfurter Börse.

  • ETN steht für Exchange Traded Note. Sie sind rechtlich dasselbe wie ETCs, also Verbriefungen. Der Sinn von ETNs: Sie bilden Marktindikatoren und Handelobjekte ab, die sonst für viele Anleger nicht erhältlich wären – vor allem Volatilitäten, Währungspaare. Oder mehrfach gehebelte Indextracker, denn das Fondsrecht lässt nur einen maximalen Hebel von zwei zu. ETNs können ebenso besichert wie unbesichert sein. Etwa 30 ETNs werden im Moment angeboten.

Gehandelt wie ETFs, aber kein Sondervermögen

Zusammengefasst läuft der Handel mit ETNs und ETCs wie der ETF-Handel auf Xetra und dem Frankfurter Parkett: transparent, schnell, günstig und mit permanenten Kauf- und Verkaufsmöglichkeiten. Aber: Da die in ETCs und ETNs investierten Mittel nicht zum Sondervermögen der Emittenten zählen, sind insbesondere unbesicherte Produkten mit dem Risiko des Schuldnerausfalls verbunden. Dafür ermöglicht die Konstruktion der ETCs und ETNs, an der Wertentwicklung von Rohstoffen, exotischeren Wertpapieren und anderen Marktindikatoren zu partizipieren. Ein Engagement in die Volatilität am Aktienmarkt beispielsweise war bislang über ETFs nicht möglich.

Sonderform: Active ETFs

Eine neuere Ausprägung der ETFs sind Active ETFs, von denen Stand heute 43 angeboten werden. Sie sind rechtlich Publikumsfonds und werden gehandelt wie ETFs. Allerdings greift das Management in die Zusammensetzung, etwa die Sektorverteilung oder die Gewichtung, ein. Active ETFs bilden nicht einfach passiv einen Index ab. Das macht sie meist teuer ­ Kosten, die das Management mit einer Überrendite erwirtschaften muss. Dennoch liegen die Kosten häufig unter denen von klassischen Publikumsfonds und viele der Active ETFs haben einen rein quantitativen, fixierten Ansatz.

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