Zentralverwahrer

Geld und Wertpapiere effizient und sicher buchen und verwahren

Zentralverwahrer sorgen für einen reibungslosen Nachhandel

Abwicklung (Settlement)

Das Settlement sorgt für die (früher: physische, heute: elektronische) Besitzübertragung von Wertpapieren und Geld zwischen Verkäufer und Käufer. Dies erfolgt normalerweise nach dem Prinzip der Lieferung gegen Zahlung (Delivery versus Payment).

 

Ein Aktionär beschließt Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen und schickt die Kauf- oder Verkaufsaufträge an seine Bank. Die Bank leitet diese Aufträge weiter an die Börse, die sie erfolgreich ausführt. Dies bedeutet jedoch noch nicht, dass die entsprechenden Wertpapiere bereits den Eigentümer gewechselt haben. Denn jetzt kommt der Nachhandel ins Spiel.

Im Nachhandel erfolgt dann, gegen Zahlung, die eigentliche Übertragung von Wertpapieren in die Depotkonten bei der Bank des Kunden. Diese Aufgabe erfüllt der Zentralverwahrer, der sog. Central Securities Depository (CSD).

Verwahrung (Custody)

Unter Custody versteht man die Verwahrung der (abgewickelten) Wertpapiere – entweder in nicht materieller Form (ohne zugehörige Zertifikate), als Buchungseintrag (mit einem oder mehreren globalen Zertifikaten) oder aber physisch (und immobilisiert).

 

Ein CSD ist daher als „Tresor der Banken“ für die sichere Verwahrung von Wertpapieren zuständig und sorgt dafür, dass Wertpapiere ihren rechtmäßigen Besitzern zugeordnet werden. CSDs spielen eine aktive Rolle für die ordentliche Abwicklung („Settlement“) und Verwahrung („Custody“) von Wertpapieren. Sie sind damit elementar wichtig für die Stabilität und Sicherheit des Finanzsystems.

Neben ihrer Tätigkeit in der Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren agieren CSDs auch in einer Notarfunktion an den Märkten und führen immer, wenn ein neues Wertpapier ausgegeben wird, genaue Aufzeichnungen darüber, wann ein Wertpapier wem gehört und wann es seinen Eigentümer wechselt.

Die Infrastruktur des Wertpapiergeschäfts

Copyright: Deutsche Börse AG

Emission

Unternehmen, die bestrebt sind, sich die Finanzierung neuer Investitionen am Kapitalmarkt zu beschaffen, können dies über die Emission von Wertpapieren erreichen: in Form von Aktien oder Anleihen. CSDs gewährleisten dabei die korrekte Registrierung neuemittierter Wertpapiere und tragen folgend zur Integrität der Emission über den gesamten Lebenszyklus der Wertpapiere bei.

 

Beispiel 1: Wertpapierverwaltung für das Unternehmen, das Wertpapiere emittiert

CSDs stellen meist die erste Anlaufstelle für Unternehmen dar, die neue Wertpapiere ausgeben möchten (Emission). Zudem bieten sie ihren Kunden ein breites Spektrum an Zusatzdienstleistungen an, die den gesamten Lebenszyklus eines Wertpapiers abdecken: von der Bereitstellung von Liquiditätspools bis hin zu großen Investorennetzwerken rund um den Globus, die den Finanzierungsbedarf unterstützen.

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Spezialbeispiel: Xetra-Gold

Xetra-Gold® ist ein Wertpapier, das einfach wie eine Aktie handelbar ist und mit dem der Anleger 1:1 an der Entwicklung des Goldpreises teilhaben kann – mit Möglichkeit der physischen Auslieferung. Der zuständige CSD verwahrt das Gold in physischer Form sicher in seinen Tresoren.

 

Beispiel 2: Wertpapierabwicklung für den Kleinanleger, der ein Wertpapier kauft

Wenn auch nicht unmittelbar ersichtlich, so sichern CSDs auch das Geschäft für Kleinanleger, indem sie für eine ordnungsgemäß und effizient durchgeführte Transaktionsverwaltung im Nachhandel sorgen. Ein klassisches Beispiel: Eine Privatperson kauft bei ihrer lokalen Bank zehn Volkswagen-Aktien zum Stückpreis von z. B. 150 €. Sobald die entsprechenden Unternehmensanteile über die Hausbank erworben wurden, muss der Handel abgewickelt werden, d. h. Geld und Wertpapiere wechseln die Besitzer. CSDs stellen genau das sicher.

Beispiel 3: Wertpapierabwicklung für den Staat, der eine Anleihe ausgibt

Auch ein Staat kann sich dazu entscheiden, Anleihen, sog. Staatsanleihen, auszugeben. Dies geschieht meist zur Finanzierung des Haushalts oder zur Realisierung eines speziell staatlich geförderten Projekts. Auch hier sind CSDs wesentlich, da sie den Prozess rund um die Emission der Staatsanleihen in einer Notarfunktion begleiten. Zudem bieten sie im Nachgang einen sicheren Ort zur Lagerung der entsprechenden Anleihen und unterstützen deren effiziente Nutzung, beispielsweise im Bereich der Sicherheitenverwaltung.

CSDs unterhalten zudem ein sehr enges Netzwerk zu Zentralbanken. So können die Wertpapierbestände eines CSDs beispielsweise für die Besicherung geldpolitischer Zentralbankgeschäfte verpfändet werden.

Harmonisierung in der Europäischen Union 

Die Beispiele zeigen, dass die Nachhandelsservices von CSDs zur Stabilität und Effizienz von Kapitalmarkttransaktionen beitragen.

Zugleich sind der europäische Nachhandel und speziell das System der Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren jedoch noch immer von einer eher dezentralen Organisation geprägt, da sich CSDs wie auch Banken (Global Custodians) in national divergierenden Rechtsrahmen und auf unterschiedlichen Betriebsplattformen bewegen. 

Dies stellt seit jeher eine ernsthafte Hürde für die länderübergreifende Abwicklung von Wertpapieren dar und ist grundsätzlich mit höheren Kosten verbunden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) startete daher das TARGET2-Securities (T2S)-Projekt – Ziel war es, eine einheitliche technische Plattform für die Abwicklung von Wertpapieren in Zentralbankgeld innerhalb des EU-Binnenmarktes zu schaffen. Zudem wurde mit der CSD-Regulierung ein EU-weiter Rechtsrahmen für Zentralverwahrer geschaffen, welcher, zusammen mit T2S, zu einer stärkeren Harmonisierung europäischer Wertpapierabwicklungssysteme beiträgt. Dies wird in Zukunft zu noch mehr Sicherheit und Solidität im Nachhandelssektor führen.

Clearstream – der Zentralverwahrer der Gruppe Deutsche Börse

Clearstream, der CSD der Gruppe Deutsche Börse, ist als Zentralverwahrer für Deutschland und Luxemburg tätig. Clearstream sorgt, ähnlich wie auch andere CSDs, dafür, dass Geld und Wertpapiere nach vollzogenem Handelsgeschäft ordnungsgemäß den Besitzer wechseln (Abwicklung); zudem ist sie für eine Vielzahl von Wertpapierdienstleistungen zuständig, z. B. für Emission, Asset Servicing und Verwahrung. Die Produktpalette von Clearstream endet hier allerdings nicht: So gewinnen beispielsweise Leistungen für Investmentfonds zunehmend an Bedeutung. Die Fondsverarbeitungsplattform Vestima von Clearstream bietet direkten Zugriff auf Fonds aus 50 Ländern weltweit. Darüber hinaus verbindet ihre Fondsdistributionsplattform Fund Centre Fondsdistributoren und -anbieter auf der ganzen Welt. Auch Risiko- und Liquiditätsmanagement werden zunehmend wichtiger. Damit Finanzinstitute dies sicher und effizient leisten können, bietet Clearstream ihren Kunden Dienstleistungen zur Wertpapierfinanzierung und -leihe sowie für das Sicherheitenmanagement an. Und das weltweit.

Clearstream ist zudem einer der beiden einzigen „internationalen“ CSDs (ICSDs). Ihre dem Handel nachgelagerte Infrastruktur deckt den Eurobond-Markt und Wertpapiere aus 59 Märkten ab.

Die Gruppe Deutsche Börse

Die Gruppe Deutsche Börse ist eine der größten Börsenorganisationen der Welt. Sie betreibt integre, transparente und sichere Märkte für Investoren, die Kapital anlegen, und für Unternehmen, die Kapital aufnehmen wollen. An diesen Märkten kaufen und verkaufen institutionelle Händler Aktien, Derivate und andere Finanzinstrumente nach klaren Regeln und unter strenger Aufsicht.

Heute ist die Gruppe Deutsche Börse mehr als nur ein Handelsplatz oder eine Börse – sie ist ein Finanzmarktinfrastrukturanbieter. Ihre Geschäftsfelder decken die gesamte Prozesskette von Finanzmarkttransaktionen ab. Dazu zählen die Bereitstellung von Indizes, Daten und Analytiklösungen sowie die Zulassung, der Handel und das Clearing. Dazu kommen Fondsdienstleistungen, die Abwicklung und Verwahrung von Finanzinstrumenten sowie das Management von Sicherheiten und Liquidität. Als Technologieunternehmen entwickelt die Gruppe darüber hinaus moderne IT-Lösungen und bietet weltweit IT-Services an. 


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