Digitale Emission

Auf dem Weg zu digitalen Finanzmärkten

Finanzmärkte werden digital. An der Spitze des digitalen Wandels in der Finanzindustrie stehen elektronische Wertpapiere und digitale Emissionen. Beide erfordern eine neue Generation von Finanzinfrastrukturen wie die digitale Nachhandelsplattform D7 der Gruppe Deutsche Börse. 

D7

Emission – wie neue Wertpapiere entstehen 

Bevor ein Wertpapier außerbörslich (over-the-counter, OTC) oder börslich gehandelt wird, kann es über einen Zentralverwahrer (central securities depository, CSD) emittiert werden. Wertpapiere können in physischer, papierbasierter Form als Einzel- oder Globalurkunde ausgegeben werden. Außerdem können sie in entmaterialisierter Form erstellt werden, wobei ein elektronischer Eintrag das Wertpapier darstellt. Die physische Urkunde sowie der elektronische Eintrag enthalten jeweils alle relevanten Informationen über das Wertpapier, z. B. den Namen des Emittenten, die Wertpapierkennnummer, das Emissionsvolumen, die Anzahl und das Fälligkeitsdatum. Das Wertpapier wird dann sicher in einem physischen oder elektronischen Tresor gelagert. Marktteilnehmer wie Banken, Börsenbetreiber und andere Intermediäre bilden die Informationen wiederum in ihren Systemen für den Handel ab.

Zentralverwahrer

Die meisten Länder betreiben einen Zentralverwahrer (central securities depository, CSD), in der Regel einen pro Land für alle Anlageklassen oder einen pro Land und Anlageklasse (z. B. Staatsanleihen in einem CSD und andere Wertpapiere in einem anderen CSD). Clearstream, der Nachhandelsdienstleister der Gruppe Deutsche Börse, betreibt die Zentralverwahrer für Deutschland und Luxemburg sowie einen internationalen Zentralverwahrer (ICSD) für den Eurobonds-Markt

 

Vom Papier zur digitalen Emission

In mehreren Ländern ist es Vorschrift, Globalurkunden auszudrucken, wofür viel Papier benötigt wird, was wiederum erhöhte Kosten, Zeit und Fehlerpotenzial mit sich bringt. In letzter Zeit wurden jedoch viele Gesetze verabschiedet, die eine entmaterialisierte Ausgabe ermöglichen. Im Jahr 2021 verabschiedete Deutschland ein solches Gesetz, das Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG). Seitdem wurden mehr als 100.000 digitale, d. h. papierlose Emissionen von Clearstream abgewickelt (Stand: Juli 2024).

Papierbasierte Emissionen in Deutschland

Mehr als 7 Tonnen Papier werden pro Jahr für die bis zu 5 Millionen Emissionen im deutschen Markt verbraucht. Die überwiegende Mehrheit der emittierten Wertpapiere sind strukturierte Produkte für Kleinanleger. 

60 % der etwa 4 Millionen strukturierten Produkte, die jedes Jahr in Deutschland emittiert werden, gelangen nie in den Handel. Entweder verfallen sie sofort oder ihr Preis ist bei erstmaliger Aufnahme des Handels zu weit vom Markt entfernt, da sich die Basiswerte, z. B. Indizes, bereits weiterentwickelt hatten.

 

Digitale Emission für die Finanzmärkte von morgen

Die elektronische, also entmaterialisierte, Emission ist der erste Schritt hin zu digitalen Märkten. Elektronische Globalurkunden mögen zwar papierlos sein, aber sie verwenden dieselben traditionellen Verfahren wie bisher. Daten zum Wertpapier und zu Kapitalereignissen werden weiterhin getrennt in die jeweiligen Systeme der Teilnehmer übertragen. Im Falle eines Handels oder eines Kapitalereignisses müssen die Informationen an allen Stellen einzeln aktualisiert werden. Dies bringt zusätzliche kostspielige, zeitaufwändige und fehleranfällige Maßnahmen mit sich.

Globalisierte Märkte, das Aufkommen innovativer Technologien und sich ändernde Anlegerbedürfnisse erfordern schnellere, schlankere und automatisierte Emissionsprozesse. Mit ihrer digitalen Nachhandelsplattform D7 hat die Gruppe Deutsche Börse eine vollständig digitale Alternative zur herkömmlichen physischen Emission und Verarbeitung von Wertpapieren geschaffen. Um ein Wertpapier zu emittieren, erstellt D7 ein digitales Instrument, also eine digitale Darstellung der elektronischen Globalurkunde. Dieses digitale Instrument dient als „goldene“ Informationsquelle für alle Beteiligten, da D7 direkt mit bestehenden und neuen Systemen von Emittenten, Intermediären und Anlegern verbunden ist, wodurch der Abstimmungsbedarf auf ein Minimum reduziert wird. Mit D7 können Emittenten ihre Finanzprodukte mit fortlaufendem Zugang zu bestehenden zentralen und dezentralen Infrastrukturen und Märkten digitalisieren. Nach der Einführung auf dem deutschen Markt wird D7 demnächst auf dem luxemburgischen und internationalen Markt eingeführt.

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Bei der physischen Emission kann es bis zu zwei Tagen dauern, bis alle Teilnehmer die gleichen Informationen in ihren Unterlagen haben. Mit der digitalen Emission können Finanzinstrumente in weniger als zehn Minuten für den Handel bereitgestellt werden, was Zeit und Kosten spart sowie effiziente, sichere und liquide Finanzmärkte schafft.