Service Navigation

Kapitalmarktunion

Kapitalmarktunion (CMU)

Das Projekt Kapitalmarktunion (Capital Markets Union, CMU) hatte für die von der Leyen-Kommission oberste Priorität. Sie richtete 2019 eine Expertengruppe ein, das High-Level Forum (HLF) zur CMU, dem auch die Gruppe Deutsche Börse angehörte. Das Forum entwickelte 17 spezifische Maßnahmenpakete, die als „Game Changer“ für einen voll funktionsfähigen und integrierten Kapitalmarkt angesehen werden, wobei der Schwerpunkt auf der Umschuldung liegt. In Anbetracht der Notwendigkeit, tiefe, liquide und weltweit wettbewerbsfähige europäische Kapitalmärkte zu entwickeln, die es Europa ermöglichen, seine politischen Ziele zu finanzieren, einigte sich die Eurogruppe 2024 auf einen Fahrplan für die Zukunft der europäischen Kapitalmärkte. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die in der Roadmap hervorgehoben werden, gehören unter anderem die Verringerung der regulatorischen Belastung, die Konvergenz der nationalen Insolvenzregelungen für Unternehmen, die Harmonisierung der Börsenzulassungsanforderungen, besser integrierte Marktinfrastrukturen und die Konvergenz der Aufsicht.

Die Schaffung eines vollständig integrierten Kapitalmarkts wird in der nächsten Legislaturperiode (2024-2029) ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Im April 2024 wurde den Staats- und Regierungschefs der EU auf dem EU-Gipfel der Letta-Bericht über die Zukunft des Binnenmarktes vorgelegt, der einen starken Impuls für die Kapitalmarktunion durch harmonisierte nationale Insolvenzrahmen und Unternehmenssteuergesetze, die Wiederbelebung des europäischen Verbriefungsmarktes und die Attraktivität langfristiger Anlage- oder Sparprodukte für Pensionsfonds setzt. Die Gruppe Deutsche Börse hat durch direkte Konsultationen und Beiträge in mehreren Branchenverbänden zu Lettas Bericht beigetragen und wird die CMU-Agenda durch Vordenkerrolle und Innovation weiterhin aktiv fördern.

Die Gruppe Deutsche Börse unterstützt Maßnahmen und Ideen, die darauf abzielen, ein effizientes und qualitativ hochwertiges europäisches Ökosystem zu schaffen, das ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördert. Die Notwendigkeit, bei der Schaffung eines wirklich einheitlichen Kapitalmarktes voranzukommen, ist mit dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs, des größten europäischen Finanzzentrums, und dem verschärften Finanzierungsbedarf für den digitalen und grünen Wandel, insbesondere im Zuge der COVID-19-Pandemie, besonders dringlich geworden. Darüber hinaus wird es immer wichtiger, angesichts der sich verschiebenden globalen Gleichgewichte international wettbewerbsfähige europäische Strukturen zu fördern, die in der Lage sind, Marktteilnehmer aus Drittländern anzuziehen und inländische Marktteilnehmer bei der Erfüllung ihrer Bedürfnisse zu unterstützen.

Zu diesem Zweck begrüßen wir eine stärkere Konzentration auf die Umschuldung und Empfehlungen in Bezug auf das Funktionieren der Primärmärkte, z.B. Erleichterungen bei den Börsenzulassungsanforderungen, um die öffentliche Eigenkapitalfinanzierung für kleinere Unternehmen attraktiver zu machen. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, den Zugang zu den Kapitalmärkten zu verbessern, indem verbleibende Hindernisse beseitigt werden, die die Marktintegration weiter behindern, z. B. steuerliche Hemmnisse für die Eigenkapitalfinanzierung (Quellensteuer, Insolvenzverfahren), aber auch die richtigen Anreize geschaffen werden, z. B. durch die Schaffung eines privaten öffentlichen Fonds für Börsengänge, wie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen, sowie durch die Förderung der Verfügbarkeit von KMU-Forschung.

Gut funktionierende sekundäre Finanzmärkte (für den Handel) sind jedoch ebenso wichtig wie primäre Märkte (für die Emission) und stellen eine notwendige Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung der Kapitalmarktunion dar. Die robusten und transparenten Preisbildungsprozesse der Börsen sind der Schlüssel, um Liquidität anzuziehen und sicherzustellen, dass Aktien, die auf den Primärmärkten aufgenommen wurden, weiterhin gehandelt werden können und überhaupt Investoren anziehen. Daher ist die Gruppe Deutsche Börse der festen Überzeugung, dass Maßnahmen für eine vereinfachte Marktstruktur, die eine Angleichung der Anforderungen für alle Handelsplätze vorsieht, und eine gut abgestimmte Transparenzregelung im Rahmen von MiFID II/MiFIR ein wesentlicher Bestandteil der Vollendung der Kapitalmarktunion sein werden, um effiziente, liquide und widerstandsfähige Kapitalmärkte zu unterstützen.

Weitere Informationen zur Positionierung der Gruppe Deutsche Börse zu diesem Thema finden Sie in unseren Stellungnahmen und Positionspapieren unter Publikationen.