Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren,

im vergangenen Jahr lagen Hoffnung und Enttäuschung oft nah beieinander. Zwar erholte sich die Wirtschaft von den Folgen der Corona-Maßnahmen schneller als von vielen erwartet. Doch die vierte Welle der anhaltenden Pandemie dämpfte die Hoffnung auf ein rasches Ende der Krise. Und die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken hielt an – trotz steigender Inflation.

Wechselvoll ging es auch bei der Deutschen Börse zu. Um es gleich vorwegzunehmen: Wir haben trotz schwieriger äußerer Umstände ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Nachdem der Bedarf an unseren Produkten und Dienstleistungen 2020 neue Rekordhöhen erreicht hatte, war die Messlatte für 2021 besonders hoch. Und das Marktumfeld war uns 2021 nicht gewogen. Die im Vergleich zum Vorjahr niedrige Volatilität der Märkte bedeutete für unsere Handelssegmente heftigen zyklischen Gegenwind. Doch trotz dieses Gegenwinds haben wir unsere Wachstums- und Profitabilitätsziele erreicht. 

Das ist – einmal mehr – Beweis für die Stärke unseres diversifizierten Geschäftsmodells. Besonders erfreulich ist der Beitrag, den die vom Auf und Ab der Märkte unabhängigen Wachstumskomponenten im letzten Jahr geleistet haben: Das strukturelle Wachstum lag bei 6 Prozent, vor allem dank unserer Investment Fund Services, des Ratinganbieters ISS und des Commodities-Handels bei EEX.

Hoch fiel auch das anorganische Wachstum aus – mit 7 Prozent. Wichtigster Schritt war hier unsere Akquisition von ISS, die wir im Februar 2021 abgeschlossen haben. Durch sie haben wir die Bandbreite unseres Angebots strategisch erweitert. Zugleich sind wir dadurch zu einem führenden Anbieter von ESG-Daten geworden. Die Stoßrichtung hin zu mehr Daten- und ESG-Geschäft hat neben reinem Wachstum auch einen schönen Nebeneffekt: Der Anteil unserer wiederkehrenden Einnahmen steigt beständig; er erreicht inzwischen 55 Prozent. Dies macht uns unabhängiger von den täglichen Schwankungen an den Märkten.

Aber auch die vollständige Übernahme von Clearstream Fund Centre hat zum Wachstum beigetragen und uns deutliche Umsatzsynergien beschert. Zudem haben wir unsere Übernahme der Schweizer Crypto Finance AG abgeschlossen. Damit haben wir unsere Position im Bereich Blockchain und Krypto-Tokens weiter verbessert. Zusammen mit der Einführung von D7, unserer digitalen Nachhandelsplattform der nächsten Generation, macht uns das zum Schrittmacher für die technologische Transformation des Kapitalmarkts. So sichern wir die Zukunft der Deutschen Börse. 

Damit haben wir sowohl bei unseren Nettoerlösen als auch bei unserem EBITDA unsere Zielmarken für 2021 erfüllt: 3,5 Mrd. € Nettoerlöse und 2,0 Mrd. € EBITDA. Seit 2019 liegt das durchschnittliche Wachstum der Nettoerlöse somit bei 9 Prozent und das des EBITDA bei 10 Prozent. Wir sind also auf einem sehr guten Weg, das Wachstumsziel unserer Strategie „Compass 2023“ von jeweils 10 Prozent bei Nettoerlösen und EBITDA zum Ende des nächsten Jahres zu erfüllen.

Den entscheidenden Beitrag haben unsere motivierten und hoch engagierten Teams überall auf der Welt geleistet: In einem weiteren Corona-Jahr haben die Mitarbeitenden Höchstleistungen vollbracht. Ihnen gebührt an dieser Stelle mein besonderer Dank. 

Was kommt nun als Nächstes? Zunächst einmal: Wir werden unsere Strategie „Compass 2023“ weiter konsequent umsetzen. Und: Wir rechnen mit einer stetigen Verbesserung unseres zyklischen Umfeldes. Damit sollte sich der Gegenwind für uns in Rückenwind verwandeln. Um unsere Wachstumsdynamik zu stärken, planen wir zudem zum Jahresende eine neue Struktur für Clearstream. Wir werden die „Fund Services“ aus Clearstream herauslösen. Clearstream kann sich so auf die „Securities Services“ konzentrieren. Dadurch schaffen wir zwei weitgehend unabhängige Einheiten, die auf diese Weise neue Entwicklungsmöglichkeiten erhalten, auch für Partnerschaften und M&A-Aktivitäten.

Zu einem veritablen Wachstumsbereich entwickeln sich zudem unsere nachhaltigen Finanzprodukte. Auf „environmental, social, governance“ – kurz ESG – entfielen im Jahr 2021 rund 7 Prozent unserer Umsätze. Dazu trägt ISS ganz wesentlich bei. Ziel der nächsten Jahre wird es sein, die ESG-Kompetenz von ISS in unserer gesamten Wertschöpfungskette und Produktpalette zu verankern. Dies spiegelt sich schon heute in unserer Unternehmensberichterstattung wider: Nachhaltigkeit ist in diesem Geschäftsbericht ein wichtiges Leitmotiv. Und wie Sie sehen, verwenden wir für unsere Steuerungslogik nicht nur finanzielle, sondern auch nichtfinanzielle Indikatoren.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen in wechselvollen Zeiten. Und ich freue mich, Ihnen auf der Hauptversammlung für das Jahr 2021 einen weiteren Anstieg Ihrer Dividende vorschlagen zu können: um 7 Prozent auf 3,20 € pro Aktie. Dies lässt uns Spielraum, den langfristigen Wert Ihres Unternehmens weiter zu steigern: durch Investitionen, durch Übernahmen und durch Zusammenschlüsse. So schaffen wir die Grundlage für das weitere Wachstum Ihrer Deutschen Börse. Danke für Ihre Treue.
 

Ihr

Dr. Theodor Weimer

Frankfurt am Main, 11. März 2022